Jessica Kunert, Baujahr 75, meint, sie wäre eher ein ruhiger Mensch, könne aber, wenn es um Spiele von Schalke 04 geht, auch ganz anders sein. Aufgeschrieben hat ihre Geschichte der Reiner Sonnemann.
Eine Auswärtsfahrt in die Hauptstadt, die ist lang, da bekommt man Durst und hat sich viel zu erzählen, äh, -singen.
Hallo, meine lieben Schalker Freunde.
Es ist nicht jedem vergönnt, aber manchmal – ja manchmal klappt es eben. Nicht nur, dass unsere schöne Hauptstadt immer eine Reise wert ist, nein, wenn man großes Glück hat, spielt auch noch der geilste Club der Welt in Berlin.
Das letzte Auswärtsspiel in der Saison 2008/2009 fand für S04 in Berlin statt!
Nun, die echten Schalker Jungens und Mädels fahren da natürlich hin, sofern noch Karten und Hotelzimmer zur Verfügung stehen. Aber mit der Firma KS-Reisen war das kein Problem: All-in-One, oder wie das heißt. Karte, Zimmer und viele Gleichgesinnte, und so ging es denn los, mit dem Bus nach Berlin an diesem 16. Mai 2009. Und immer, wenn Schalke in Berlin unterwegs ist, bereitet der Fanclub “Königsblau Berlin“ die Stadt vor mit Fantreffen und anderen Festen. Es versprach also eine schöne Reise mit jeder Menge Spaß zu werden. Dies deutete sich auch schon während der Hinfahrt an: Etwa 1/3 der Fans im Bus kamen von Blau-Weiß-Hönnetal! Mit dabei waren auch Manni und Klaus!
Nun könnte man meinen, ok – die sind immer gut drauf und stehen für manch’ lustige Geschichte.
Aber zunächst verlief alles ganz harmlos. Man kam an, ging kurz auf’s Zimmer und dann ab ins Stadion. Auf dem Weg dahin mal in eine Fankneipe gucken in der so mancher Fan vergaß, dass seine Lieblingsmannschaft im Olympiastadion spielte.
Dann das Spiel selbst, eher unspektakulär: 0:0 trennten sich die Teams und man traf sich anschließend im Hotel wieder.
Nach und nach trudelten alle “Hönnetäler“ ein und erzählten, unter dem Gelächter der anderen, was sie auf dem Weg vom Stadion zum Hotel so alles erlebt hatten. Eine lustige Runde, die da bei schönem Wetter draußen vor dem Hotel Platz genommen hatte. Multikulturell übrigens, was u.a. die vielen Holländer im Biergarten eindrucksvoll demonstrierten.
Man war gut beisammen und die Stimmung stieg von Gag zu Gag, die inzwischen von allen Seiten angeflogen kamen.
Dann kam, was eigentlich unvermeidlich ist: Dank des reichlichen Alkoholkonsums, waren die Kehlen von Manni und Klaus bis auf’s letzte Stimmband geölt und so legten sie dann los! Das immer wieder gerne vorgetragene Potpourri aus Fangesang und Volksmusik verfehlte seine Wirkung nicht. Vor allem unsere niederländischen Freunde konnten nicht genug bekommen. Immer wieder blieben auch einige Passanten stehen, um dem mit Innbrunst vorgetragenen Liedgut zu lauschen.
Der totalen Erschöpfung nicht mehr fern aber mit Widerwillen, riss ich mich zu vorgerückter Stunde vom Geschehen im Biergarten los und suchte, gemeinsam mit Marlies, unser gebuchtes Zimmer im fünften Stock des Hauses auf. Doch an Schlaf war zunächst nicht zu denken. Allzu deutlich drangen die markanten Stimmen der beiden Mertens an unser Ohr – Im FÜNFTEN Stock!
Und erst jetzt stellte sich heraus, dass die beiden an diesem Wochenende einen Stoff geraucht haben müssen, von dem die Götter wissen woher der stammt. Denn die Art der Lieder die jetzt, unter dem Beifall der Holländer abgesungen wurden, ließ die Vermutung in Richtung anderer Stern gehen. Man stelle sich das vor: Im fünften Stock eines Hotels mitten in Berlin im Bett liegend, schallten klar und deutlich und unter Beteiligung aller Biergartenbesucher, die Lieder zum mitsingen an unser Ohr: W E I H N A C H T S L I E D E R! Und das im Mai!
Irgendwann, in tiefer Nacht, bin ich dann doch eingeschlafen.
Noch mit etwas “zugedröhnten“ Augen, kam ich morgens in den Frühstücksraum, der, wen wundert’s, eigentlich noch recht leer war, wie gesagt – eigentlich! Unsere beiden Alleinunterhalter winkten mir fröhlich vom Frühstückstisch entgegen – ich konnte es nicht fassen.
Nach dem lustigen Frühstück und etlichen Attacken auf die Lachmuskeln weiter, machten sich einige von uns zu einer Stadtrundfahrt auf. Schließlich will man den kulturellen Ansprüchen ja genügen. Nicht so unsere beiden Barden. Das “Viel Spaß – bis später“, ging im ersten Schluck aus der “Hopfen-Kaltschale“ beinahe unter. Als wir zurück kamen, saßen Manni und Klaus – im Biergarten. Mich dazu setzend, fielen mir die erstaunten Augen des Kellners auf. Zu Manni und Klaus blickend, strahlten sie eine derartige Ungläubigkeit aus, dass man unzweifelhaft die eben gemachte Bestellung der zwei Sänger als Ursache vermuten konnte.
Was soll ich sagen: Bis zur Abfahrt hatten alle noch mal so richtig Spaß. Die Rückfahrt verlief, wie so oft wenn Manni und Klaus an Bord sind, dann wieder nach dem geübten System:
1. Rastplatz anfahren
2. Ganz nahe neben einem weiteren Fanbus anhalten
3. Verhandlungen mit anderen Fans führen wegen des Bierpreises
4. Frage, wie viel Kästen uns überlassen werden können
5. Vorsorgliches Nachbunkern notwendiger Getränke (Bier) im Austausch mit jeder Menge Leergut
6. Schweiß abwischen (Busfahrer), in erleichterte Gesichter gucken (Manni und Klaus), weiterfahren!
Bis auf einen Businsassen, der die beiden Mertens auf Knien anflehte, doch keine Witze mehr zu erzählen, weil sonst der Bus wegen Versagens des Zwerchfells noch einen Abstecher in die nächst gelegene Klinik machen müsse, verlief die Rückfahrt ohne weitere Zwischenfälle.
Müde und erschöpft, aber um ein wunderschönes Erlebnis reicher, kamen wir zu später Stunde wieder in der Heimat an.
„1904 Geschichten“.
Die Bitte geht an Alle: wenn ihr etwas habt aus über 100 königsblauen Jahren, etwas Wahres und/oder Interessantes über Schalke, das ihr teilen wollt, Erlebnisse die erinnernswert sind oder ganz einfach Schilderungen, wie es war, wie man sich Eintrittskarten besorgte, wo in der Glückaufkampfbahn, dem Parkstadion oder der Arena man „daheim“ war, wie man dahin kam und wie es da zuging, oder was auch immer vielleicht jemand, der Schalke nur vom Fernsehen oder aus der Zeitung kennt, nie oder niemals wirklich wissen kann – aber vielleicht sollte – schickt mir (matthias.berghoefer[at]web.de) einfach eure Texte, Dreizeiler oder halbe Romane und egal wie’s mit Rechtschreibung aussieht. Klar erkennbar muss sein, ob es sich um eine wahre Geschichte handelt oder um einen Prosatext, also einen konstruierten, erfundenen, der etwas Bestimmtes ausdrücken will in Bezug auf den FC Schalke 04.
Wichtig ist natürlich auch, dass ihr kein Problem damit habt, dass euer Text hier, und vielleicht auch irgendwann mal in einem Buch, veröffentlicht wird – natürlich unter eurem Namen, oder einem „Pseudonym“ falls euch das aus irgendeinem Grund lieber ist.
1904 Geschichten sind eine Menge Holz. Ich bin mal gespannt.