Schalke in Bottrop

Günter Hermsen stellt sich selbst vor: Gezz wierttet abber schwierich, weisse? watt sollich übber sonn dusseligen alten (in Nov 2013) 74-jährigen Vatter von 3 Blagen un Großvatter von 4 Enkel schon groß erzähln? weissichaunnich, hömma!

Als einer der Autoren des vierten Bandes der „1904 Geschichten“ reiste Günter an einem Dienstag Abend extra aus Hannover in den Ruhrpott an, um dort bei einer Lesung seinen Text vorzustellen – und hier erzählt er von dieser Lesung.


Dienstag, der 26. August 2014: Matthias hatte gefragt, ob einige der Autoren des vierten Bands sich an der Autorenlesung in der Bottroper Stadtbücherei beteiligen wollen. Da mir der Termin gut in meine Planung passt, sage ich spontan zu. Fahren kann ich mit der Bahn, das habe ich nach einem Klick in die Fahrplanauskunft schnell herausgefunden. Die Lesung fängt (wer hätte das gedacht?) um 19:04 Uhr an. Wenn ich mit dem Vortrag meiner Geschichte nicht allzu spät an der Reihe bin, kann ich schon um 21:04 Uhr von Bottrop wieder über Essen nach Hannover zurückfahren.

Ich kenne Bottrop bislang noch nicht und will mir vorher noch ein bisschen von dieser schönen Stadt im Ruhrgebiet ansehen, deshalb fahre ich so rechtzeitig hin, dass noch knapp zwei Stunden für eine kleine Besichtigungstour vor Beginn der Lesung übrig bleiben.

Bei schönstem Sonnenschein-Wetter fahre ich von meinem Wohnort Seelze bei Hannover los. Je näher ich jedoch dem Ziel im Westen komme, desto dunkler werden die Wolken. So etwa kurz vor Hamm fängt es ganz schön „am pläästern“ an – oder wie mein Gelsenkirchener Oppa in so einem Fall immer gesacht hat: „Et reechnet ma widder junge Hunde“. Jedenfalls wird aus dem vorgesehenen Fußmarsch vom Bottroper Hauptbahnhof zu der Bücherei leider nichts, sondern ich muss gezwungener Maßen mit dem Bus fahren. Dafür habe ich nun umso mehr Zeit, mir für den Rückweg von der Bücherei zum Bahnhof ein Taxi zu bestellen, welches mich um 20:50 Uhr dort abholen soll.
Rechtzeitig bin ich als einer der ersten Teilnehmer in den Räumen der Stadtbücherei, und so ganz allmählich füllt sich der bestuhlte Vorlesungs-Saal. Ich freunde mich mit einem kleinen Mädchen und seiner Puppe an (später werde ich von ihrem Papa erfahren, dass die Kleine drei Jahre alt ist – aber darauf komme ich noch zurück).

Mit Andreas, dem Moderator dieser Veranstaltung, vereinbare ich, dass mein Vortrag als letzter vor der Pause eingeplant wird, damit ich rechtzeitig zum bestellten Taxi komme. Wie bei Schalkern nicht anders zu erwarten, werden die 10 anwesenden Autoren die ganze Veranstaltung in zwei mal 45 Minuten (wie bei einem Fußballspiel) absolvieren.

Bis zum Beginn treffen nach und nach von mir geschätzte 70 Zuhörer ein, was mich wirklich angesichts des Wochentag-Termins bei relativ schlechtem Wetter zum Staunen bringt. Es geht natürlich pünktlich um 19:04 Uhr los.

Für die Vortragenden ist ein kleines Podium mit Mikrofon aufgebaut. Jeder Autor wird dem Publikum von Moderator Andreas vor Beginn der jeweiligen Lesung kurz vorgestellt. Es sind die unterschiedlichsten Erlebnisse mit und um Schalke, welche dem Publikum zu Gehör gebracht werden. Jede Geschichte wird am Ende mit reichlich Beifall der Zuhörer bedacht.

Als ich schließlich an der Reihe bin, kommen bei mir – quasi in letzter Sekunde – leichte Zweifel auf, ob meine Geschichte von den Zuhörern überhaupt für gut befunden wird, hatte ich doch darin über die Emotionen berichtet, welche ich beim Singen des Steigerliedes in der Arena habe.
Als ich jedoch den Vortrag beendet habe und vom Publikum mit wirklich überschwänglichem Beifall bedacht werde, sind meine Zweifel natürlich ausgeräumt. In der anschließenden Pause kommt eine junge Frau zu mir und sagt, dass sie ebenfalls derartige Emotionen bei diesem Lied empfindet, weil sehr viele ihrer Familienmitglieder auch Kumpel waren oder immer noch sind.

Weiter oben versprach ich, von dem dreijährigen Mädchen noch weiteres zu berichten – darauf komme ich nun gerne zurück: Ihr Papa Stefan ist einer der teilnehmenden Autoren. Als er vom Moderator ans Mikrofon gebeten wird, möchte sein Töchterchen natürlich ebenfalls mit nach vorne. Mama ist auch anwesend – kennt natürlich das Temperament ihrer Tochter – und will deren Plan verhindern. Diesen wiederum will das Temperamentbündel unbedingt durchsetzen. Man einigt sich schließlich mit Unterstützung des Publikums sowie der Moderation des Moderators darauf, dass Töchterchen sich in Papas Nähe auf dem Podium hinsetzen darf.

Auch er trägt seine schöne Geschichte nun vor, wird allerdings immer wieder unterbrochen, weil das anwesende Nachwuchstalent wohl unbedingt unter Beweis stellen möchte, sein ihm rechtmäßig zustehender Platz sei keinesfalls irgendwo auf dem Podium zu suchen, sondern jedenfalls genau dort, wo der Papa doch auch gerade ist, nämlich an diesem schönen Mikrofon!
Stefan beendet seinen Vortrag schließlich unter tosendem Beifall der Zuhörer und will seine Tochter zu ihren Plätzen mitnehmen. Diese Idee kommt jedoch bei dem Nachwuchstalent keinesfalls gut an! Sie will nun endlich dorthin, wohin sie eigentlich schon seit einer guten Viertelstunde wollte, nämlich ans Mikro! Also rennt sie hin, klettert auf den Stuhl, den bis eben noch der Papa besetzt hatte und schnappt sich das Ding. Mama will es zwar verhindern, Moderator Andreas ruft jedoch: „Lass sie doch mal!“ – und so hat Stefans Töchterchen nun also die Möglichkeit, das Publikum mit ihrer eigenen Version der „1904 Geschichten“ zu erfreuen.

Was, glaubt der geneigte Leser an dieser Stelle, ruft diese Dreijährige nun ins Mikrofon? Na klar doch: „Schaaalke!“ ruft sie klar und deutlich, und alle Anwesenden antworten wie ein Mann: „Null-Vier!“

„1904 Geschichten“.
Die Bitte geht an Alle: wenn ihr etwas habt aus über 100 königsblauen Jahren, etwas Wahres und/oder Interessantes über Schalke, das ihr teilen wollt, Erlebnisse die erinnernswert sind oder ganz einfach Schilderungen, wie es war, wie man sich Eintrittskarten besorgte, wo in der Glückaufkampfbahn, dem Parkstadion oder der Arena man „daheim“ war, wie man dahin kam und wie es da zuging, oder was auch immer vielleicht jemand, der Schalke nur vom Fernsehen oder aus der Zeitung kennt, nie oder niemals wirklich wissen kann – aber vielleicht sollte – schickt mir (matthias.berghoefer[at]web.de) einfach eure Texte, Dreizeiler oder halbe Romane und egal wie’s mit Rechtschreibung aussieht. Klar erkennbar muss sein, ob es sich um eine wahre Geschichte handelt oder um einen Prosatext, also einen konstruierten, erfundenen, der etwas Bestimmtes ausdrücken will in Bezug auf den FC Schalke 04.
Wichtig ist natürlich auch, dass ihr kein Problem damit habt, dass euer Text hier, und vielleicht auch irgendwann mal in einem Buch, veröffentlicht wird – natürlich unter eurem Namen, oder einem „Pseudonym“ falls euch das aus irgendeinem Grund lieber ist.
1904 Geschichten sind eine Menge Holz. Ich bin mal gespannt.

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