Thomas Freygang lebt in Slowenien und ist Königsblauer durch und durch. In seinem Kleiderschrank findet fast ausschließlich Schalke Sachen, die er zu jedem Anlass trägt, weshalb er auf seinen zahllosen Reisen über den gesamten Planeten immer wieder auf Schalke angesprochen wird – ein Weltverein eben.
Schalker gibt es nicht nur anne Grenzstraße, sondern auch noch ganz woanders.
Ende der 90iger veränderte sich alles, ich fand zwei neue große Lieben in meinem Leben. Ich entdeckte die Königsblauen, die, wie in Spanien Real Madrid, für mich die Galaktischen sind. Seit damals fließt das Königsblaue Blut durch meine Adern und 2002 fand ich meine große Liebe, als ich beruflich lange in Slowenien gearbeitet habe. Ich sah sie und sagte zu meinem Kollegen, das wird meine Frau. Kurze Zeit später ist eben dieses Mädchen namens Albina meine Frau geworden. Heute leben wir in Maribor – Slowenien, womit die Geschichte eigentlich erst anfängt.
Sie ist seit dieser Zeit auch von Königsblau infiziert. Im Jahre 2004 sind wir dann auch nach Slowenien ausgewandert. Meine Frau ist natürlich durch mich eine Königsblaue geworden, aber komischerweise sah sie dann die Schalker eher live als ich. Bei einem Freundschaftsspiel der Saisonvorbereitung, im Juli 2006, in Maribor, bei uns zu Hause. Sie traute sich nicht, ein Bild zusammen zu machen mit Ihrem „Liebling“ Kevin Kuranyi. Noch heute ärgert sie sich darüber!
Beruflich habe ich ab und zu in Deutschland, genauer in Hamburg zu tun. So sah ich mein erstes Bundesligaspiel der Königsblauen in Hamburg. Meine Kollegen natürlich alle Schwarz-weiß-blau Hamburg HSV, nur ich der einzige Königsblaue. Es war der 26. April 2008, ich habe mir übers Internet eine Karte ersteigert und ab ins Hamburger Stadion. Ein Traum wurde wahr und es kam noch besser. Gerade einmal 100 Sekunden waren vorbei, da versenkte Kevin Kuranyi die Kugel im Hamburger Tor. Daran änderte sich nichts mehr bis zum Schluss.
Nun war klar, ich muss die Schalker in Ihrem Wohnzimmer, der Donnerhalle, sehen. Es dauerte fast ein Jahr, bis ich das nächste Mal die Gelegenheit hatte ein Spiel live zu sehen. Wiederum übers Internet ersteigerte ich mir eine Karte. Bundesliga Samstag gegen Energie Cottbus. Es war GRANDIOS. Ich in der Arena. Man kann es nicht mit Worten beschreiben, also rief ich meine Frau aus dem Stadion an. Sie verstand kein Wort am Telefon. Vier mal wurde das „Blau und weiß ein Leben lang“ in den 90 minuten gespielt. Jeder weiß, was das bedeutete.
Nun war meine Frau dran, mit mir auf Schalke zu fahren, aber genau da lag unser Problem. Ich bin Service Techniker im Weltweiten Einsatz. Also Ausflüge sind schlecht zu planen. Hinzu kommt immer eine extrem weite Anreise, was jedes Mal mit sehr hohen Kosten verbunden ist. Karten bei Ebay oder einer Kartenbörse ersteigern… immer sehr, sehr teuer, Flug von Slowenien nach Düsseldorf, Mietwagen für zwei Tage, Marriott Hotel am Stadion für zwei Tage und dann Sonntag wieder zurück. Egal, für Schalke macht man alles. Es kam der 30. Oktober 2010, solange mussten wir warten, um gemeinsam das Erlebnis auf Schalke zu genießen. Es ging gegen Bayer 04 Leverkusen. Tagelang war meine Frau schon nervös. Karten, wie gehabt ersteigert und ins Hotel schicken lassen. Was, wenn die Karten nicht ankommen, alles umsonst… wird schon alles klappen.
Meine Frau war platt. Mir war ehrlich gesagt egal, wie das Spiel ausgeht, meine Frau sollte NUR EINMAL DAS „BLAU UND WEIß EIN LEBEN LANG“ HÖREN, wenn die Knappen ein Tor schießen. Es kam wie es kommen musste. Wir waren klar die besseren, trafen drei Mal das Aluminium, aber das Ding ging einfach nicht rein – und wir verloren 0:1.
Meine Schwiegermutter mit unserem dreijährigem Sohn, der seit seiner Geburt Mitglied ist, waren ebenfalls mitgekommen aus Slowenien und warteten nebenan im Marriott Hotel. Als wir nach dem Spiel dort ankamen, dachte meine Schwiegermutter, wir hätten 4:0 gewonnen, wegen der Akustik. Leider war dem nicht so.
Nun war meine Frau ebenfalls von dem Schalke „Virus“ richtig infiziert worden. Sie wartete sehnsüchtig auf das nächste Highlight, so dass wir wieder nach Schalke reisen können.
Der goldene März 2011. Es war angerichtet. Ich war beruflich in Indien. +8 Stunden Zeitverschiebung. DFB Pokalhalbfinale in München. Nach Ende des Spiels wollte ich sofort Karten fürs Finale in Berlin, weil die Chance dass wir gegen Duisburg den Pott holen, kommt glaube ich nur einmal im Leben. Ich also, Schlusspfiff und alle Kartenbörsen abgeklappert. Bei einer englischen Kartenbörse in London, wurden 5 Minuten nach Spielende in München die Karten fürs Finale in Berlin gegen Duisburg angeboten. Allerdings nur in Verbindung mit einer Hotelübernachtung. Perfekt dachte ich, müssen sowieso im Hotel übernachten und bevor alles ausgebucht ist, nimmst du die. Ich bestellte zwei Karten inkl. Hotelübernachtung in einem 4 Sterne Hotel in Stadion nähe. Alles prima. Bestellung angenommen. Meine Frau wusste von nichts, nur als drei Tage später die 1.200 Euro vom Konto fehlten, wusste sie was ich gemacht hatte. Egal, mir war´s das wirklich wert und von Albina kommt nie ein Veto wenn es um Schalke 04 geht. Meine Frau hat es sich sowieso verdient und das Finale vergisst du NIE. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Wir flogen nach Berlin, alles schien bestens zu sein für dieses Wochenende. Wetter war genial, was sollte da schon schiefgehen. In Berlin angekommen, bezogen wir unser Hotel. Die Karten lagen auch an der Rezeption bereit. Es war so um die Mittagszeit. Wir wollten uns noch eine Stunde ausruhen und dann sollte es losgehen. Plötzlich war meiner Frau nicht gut und es wurde auch in absehbarer Zeit nicht besser. Sie war sooooo traurig als sie mir sagte, Schatz ich kann nicht gehen. Geh bitte allein und ich bleibe im Hotel. Da ich für meine Liebste alles machen würde, stellte sich nicht eine Sekunde die Frage, gehst du allein oder bleibst du hier. Wir schauten das Spiel im Hotelzimmer vorm Fernseher. Es war trotzdem ein tolles Wochenende und wohl eine der teuersten Hotelübernachtungen überhaupt.
Am nächsten Morgen, wir also nach dem Frühstück im Mietwagen zurück zum Berliner Flughafen, dachten wir. Die Straßen inkl. Autobahn waren alle total zu. Alle Autos in blau und weiß. Ich schaute auf die Uhr und sagte, den Flieger schaffen wir nicht mehr. Da wir in München bei der Zwischenlandung nach Graz jede Menge Zeit hatten, blieb uns nur die Chance bis München zu fahren und dann in diesen Flieger zu steigen. So machten wir es auch und kamen wieder gut nach Hause von unserer Übernachtung im Berliner Hotel.
Vor diesem Finale aber gab es im goldenen März noch ein anderes Erlebnis: 09. März 2011, Champions League 2011 Achtelfinale FC Schalke 04 – FC Valencia
Der Senor hatte uns im Hinspiel bei den Spaniern eine super Ausgangslage für das Rückspiel in unserer Donnerhalle geschaffen. Wir flogen also wieder nach Düsseldorf. Mit dabei diesmal unser großer Sohn, damals gerade 15 geworden. Eines muss ich ja hier zu geben. In seiner Erziehung habe ich komplett versagt. Er ist Bayern Fan. Zu meiner Entschuldigung muss ich aber sagen, er hat selber Fußball gespielt, im Tor. Zu seiner Zeit war eben Oliver Kahn das Maß aller Dinge. Ich glaube aber heimlich ist er ein Schalker, im Stadion angekommen wollte er natürlich ein Trikot mit der 7, die meine Frau und ich ebenfalls haben. Bei uns steht aber drauf – Ein Leben Lang. er dagegen bekam Raul als Aufdruck.
Auf der Fahrt vom Flughafen nach GE, brachte WDR2 permanent, dass Felix Magaths Zeit auf Schalke zu Ende sei. Oh Gott dachte ich, ausgerechnet heute vor dem Spiel muss das an die Öffentlichkeit kommen. Im Stadion alle mit „pro Magath“ Zetteln.
Naja wir wollten Spaß und die Blauen siegen sehen. Was auch passierte, Valencia ging nach 17 min durch Costa in Führung. Mann oh Mann ich dachte ich fall um. Naja, Jeff machte ein Wahnsinns Toooor zum 1:1, der Rest ist bekannt und meine Frau war auf Wolke 7. Wir scheiterten letztendlich im Halbfinale gegen Manchester United, was ja nun wahrlich keine Schande ist. Ich glaube es war mein persönlich schönstes Schalke Spiel. Mittlerweile folgten noch sehr, sehr schöne Spiele und für uns jedes mal ein traumhaftes Wochenende, weil meine Schwiegermutter immer auf die Kinder aufpasst, damit wir uns es schön machen können. Sie ist sowieso Königsblau und auch der Schwiegervater ist in unseren Kreis mit eingetreten. Und so ist in Maribor auch immer unser Haus und Auto geschmückt, was dort recht ungewöhnlich ist. Möglicherweise erfüllt sich ja unser Wunsch einmal mit einer Dauerkarte.
BLAU UND WEISS WIR LIEBEN DICH!
„1904 Geschichten“.
Die Bitte geht an Alle: wenn ihr etwas habt aus über 100 königsblauen Jahren, etwas Wahres und/oder Interessantes über Schalke, das ihr teilen wollt, Erlebnisse die erinnernswert sind oder ganz einfach Schilderungen, wie es war, wie man sich Eintrittskarten besorgte, wo in der Glückaufkampfbahn, dem Parkstadion oder der Arena man „daheim“ war, wie man dahin kam und wie es da zuging, oder was auch immer vielleicht jemand, der Schalke nur vom Fernsehen oder aus der Zeitung kennt, nie oder niemals wirklich wissen kann – aber vielleicht sollte – schickt mir (matthias.berghoefer[at]web.de) einfach eure Texte, Dreizeiler oder halbe Romane und egal wie’s mit Rechtschreibung aussieht. Klar erkennbar muss sein, ob es sich um eine wahre Geschichte handelt oder um einen Prosatext, also einen konstruierten, erfundenen, der etwas Bestimmtes ausdrücken will in Bezug auf den FC Schalke 04.
Wichtig ist natürlich auch, dass ihr kein Problem damit habt, dass euer Text hier, und vielleicht auch irgendwann mal in einem Buch, veröffentlicht wird – natürlich unter eurem Namen, oder einem „Pseudonym“ falls euch das aus irgendeinem Grund lieber ist.
1904 Geschichten sind eine Menge Holz. Ich bin mal gespannt.