Als ich bei einem Schalker Gegentor jubelte

Marcus Brauer bestritt sein erstes Spiel als königsblauer Fan im August 1991 im Parkstadion. Der Jugend entwachsen, unterschrieb er zehn Jahre später seinen Mitgliedsantrag bei den Schalkern. 2006 schlug seine große Stunde. Schalke 04 gab ihm einen Stammplatz in Block 74 in der Arena. Abwerbeversuche anderer Vereine blockt er stets ab: „Schalke 04 ist mein Verein. Wenn der Club weiter auf mich setzt, bleibe ich noch sehr lange hier. Heimat ist wichtiger als Geld!“

In Königsblau zum Spiel gehen und sich über ein Tor des Gegners freuen – selbst das ist möglich. Manchmal.


Es war ein herrlicher Tag im Sommer des Jahres 1995, als ich die Sport-Bild aufschlug und mich fast der Schlag traf. Stand doch dort tatsächlich, dass der FC Schalke 04 für ein Benefizspiel zugunsten des Hammer Forums e.V. gegen unseren SVA Bockum-Hövel im Hammer Jahnstadion antritt.

Was für eine Sensation! Mein absoluter Traum-Verein, Schalke 04, spielte gegen meinen Heimatclub, dessen Spiele in der Bezirksliga ich ebenfalls regelmäßig live verfolg(t)e. Klar, dass ich mir dieses Spiel nicht entgehen lassen konnte.

Am 6.August 1995 war es dann endlich soweit. Nach einem umfangreichen Rahmenprogramm mit Talkrunden, Show-Training und einer Autogrammstunde der Schalker Profis (ich erninnere mich u.a. an Charly Neumann, der nur unterschrieb, wenn man dafür Schalke-Lieder sang und an Ingo Anderbrügge, bei dem der Andrang am größten war) wurde um 16 Uhr vor 8000 Zuschauern das Match angepfiffen. Dass dieses Spiel eine haushohe Sache für die Königsblauen werden würde, war mir natürlich von vornherein klar. So hoffte ich auf der Tribüne, mit Schalke-Trikot und SVA-Schal bekleidet, dass die Kicker aus Bockum-Hövel es wenigstens schaffen, ein Tor zu schießen.

Aufgrund der tropischen Temperaturen, die an diesem Tag herrschten, einigten sich beide Teams auf eine Spielzeit von zweimal 40 Minuten. Und aufgrund dieser tropischen Temparaturen verausgabten sich die Schalker auch wirklich nicht und spielten gemütlichen Standfußball. Anbrennen ließen sie dabei trotzdem nichts und so führte Schalke zur Halbzeit mit 3:0. Der Bezirksligist aus Hamm überquerte bis zum Pausenpfiff ganze vier Mal die Mittellinie und lief dabei drei Mal ins Abseits.

Direkt nach dem Seitenwechsel erhöhte Schalke auf 4:0. Doch der SVA kam nun besser ins Spiel, konnte sich bietende Kontermöglichkeiten nutzen und zeigte einen tollen Kampfgeist. Die Folge: Meine Hoffnung wurde Wirklichkeit. SVA-Angreifer Christian Bsufka überwand den aus seinem Kasten eilenden Schalker Torwart Mathias Schober mit einem Heber und vollstreckte sicher zum 1:4. Ich mit meinem Schalke-Trikot (und dem SVA-Schal) sprang jubelnd auf. Allerdings war ich der Einzige auf der Tribüne des Jahnstadions, der sich freute.

Nur eine Minute später vergab der SVA eine weitere gute Einschussmöglichkeit. Und als nach einem Handspiel von Michael Prus den Bockum-Hövelern noch ein klarer Elfmeter verweigert wurde, konnte man sich nur noch fragen: Was war denn hier auf einmal los?

Jedoch blieb es dem Bundesligist Schalke 04 vorbehalten, den Schlusspunkt in dieser Partie zu setzen. Martin Max machte mit seinem Treffer zum 5:1 gegen den Siebtligisten alles klar.

Ein Ergebnis, mit dem auch ich gut leben konnte. Alles in allem ein Tag, der noch heute zu meinen großen Fußball-Highlights zählt.

Nicht vergessen werden sollte, dass der Reinerlös von rund 45.000 DM dem Hammer Forum zugute kam, einer Vereinigung, die verletzte und kranke Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten nach Deutschland bringt, um sie hier ärztlich versorgen zu lassen. Mit den Einnahmen konnten später 32 Kinder aus Afghanistan nach Deutschland geholt werden. Zweifellos das wichtigste Resultat des Tages!

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06.08.1995: SVA Bockum-Hövel – FC Schalke 04 1:5

SVA: Steinhoff – Bauer – Heidenreich (41. A. Bsufka), Töpfer (65. Kaibach) – M. Bsufka, Woitaschek (41. Bera), Czerwinski (72. Duysak), Weber (50. Schygulla), Kaminski (41. Kicin) – Wohlrath (50. Vojnowski), Ch. Bsufka

S04: Lehmann (41. Schober) – Thon (41. Linke) – Prus, Schön – Scherr, Ksienzyk, Nemec (41. Eigenrauch), Büskens (41. Latal), Anderbrügge (41. Müller) – Mulder (41. Max), Wagner

Tore: 0:1 Mulder (3.), 0:2 Anderbrügge (19.), 0:3 Wagner (35.), 0:4 Linke (42.), 1:4 Ch. Bsufka (54.), 1:5 Max (72.)“


„1904 Geschichten“.
Die Bitte geht an Alle: wenn ihr etwas habt aus über 100 königsblauen Jahren, etwas Wahres und/oder Interessantes über Schalke, das ihr teilen wollt, Erlebnisse die erinnernswert sind oder ganz einfach Schilderungen, wie es war, wie man sich Eintrittskarten besorgte, wo in der Glückaufkampfbahn, dem Parkstadion oder der Arena man „daheim“ war, wie man dahin kam und wie es da zuging, oder was auch immer vielleicht jemand, der Schalke nur vom Fernsehen oder aus der Zeitung kennt, nie oder niemals wirklich wissen kann – aber vielleicht sollte – schickt mir (matthias.berghoefer[at]web.de) einfach eure Texte, Dreizeiler oder halbe Romane und egal wie’s mit Rechtschreibung aussieht. Klar erkennbar muss sein, ob es sich um eine wahre Geschichte handelt oder um einen Prosatext, also einen konstruierten, erfundenen, der etwas Bestimmtes ausdrücken will in Bezug auf den FC Schalke 04.
Wichtig ist natürlich auch, dass ihr kein Problem damit habt, dass euer Text hier, und vielleicht auch irgendwann mal in einem Buch, veröffentlicht wird – natürlich unter eurem Namen, oder einem „Pseudonym“ falls euch das aus irgendeinem Grund lieber ist.
1904 Geschichten sind eine Menge Holz. Ich bin mal gespannt.

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