Nicht für die Schule, fürs Leben lernen wir

“Luk“ lebt inzwischen in München, erinnert sich aber gern an seine Zeit im Pott und ist aktiv bei den „Gelsenkirchener Geschichten“.

Auf Schalke hat „Luk“ einiges erlebt, stand schon am Tribünenausgang der Glückaufkampfbahn, wenn dort die Knappen trainierten – und obwohl er dort zuhause war, wurde seine Begeisterung für Königsblau doch entfacht auf eher erstaunliche Weise.


1968, ein damals neusprachliches Gymnasium in Buer.

Mein Klassenlehrer, der damals aus dem Ruhestand gerade reaktivierte Herr Vennebusch, der noch beim Kaiser sein Abi gemacht und in der Weimarer Republik studiert hatte, betrat das Klassenzimmer, „GUTEN MORGEN SEXTAAAA!!!!“ …“GUTEN MORGEN, HERR OERSTUDIENRAAAAAAT!!!!“, warf in der ihm äußerst eigentümlichen Art seine schweinslederne Aktentasche auf das Lehrerpult, kündigte einen Test zur deutschen Grammatik an, zog zwei Freikarten für Schalke für den kommenden Samstag aus der Tasche und verkündete, die beiden besten Tests würden mit einer dieser Karten belohnt.

Ich war neun Jahre alt und hatte mit Schalke bis dahin wenig am Hut. Klar freute ich mich, wenn sie gewannen, aber mir reichte diese Info aus der Sportschau.

Um es kurz zu machen: ich gewann eine der beiden Karten und habe damals ernsthaft überlegt, ob ich sie wirklich nutzen sollte. In erster Linie interessierte mich, sie meinen Eltern zu zeigen um ihnen zu beweisen, dass ich in der Schule mal richtig gut gewesen war. Mein Vater aber war so begeistert, dass er mir zehn Mark (für mich damals ein Vermögen) in die Hand drückte (für Fahrgeld und eine Portion Pommes in der Halbzeit), na, und so stand ich dann am folgenden Samstag in Buer am Rathaus und wollte mit der „2“ nach Schalke.

Faszinierend war: im Minutentakt fuhren die Wagen Richtung Süden, nicht nur die, die damals üblicherweise im Einsatz waren, auch die längst ausrangierten – ich ergatterte einen Platz in einem Wagen, wo der Haltewunsch noch mit einem durchgehenden Seil durch eine Glocke beim Fahrer signalisiert wurde.

Das Gemeinschaftserlebnis im Stadion war (nein, nicht Nordkurve, Gegengerade) überwältigend … leider weiß ich nicht mehr, gegen wen die Knappen da gespielt haben, aber von diesem Samstag an war ein erheblicher Teil des Taschengeldes für eine Karte in der Nordkurve reserviert (die war am billigsten). Na, und wenn es einmal nicht reichte, der Bau der Straßenbrücke nördlich der Nordkurve der Kampfbahn Glück-Auf ermöglichte auch einen guten Blick aufs Spielfeld.

Die Liebe hielt noch lange, auch nach dem Umzug nach München. Die Standardaufstellung der Vizemeister- und Pokalsiegermannschaft von 1972 kann ich auch heute noch vorbeten.
Tja, in meinem Alter funktioniert eben das Langzeitgedächtnis als einziges noch wirklich befriedigend 😉


„1904 Geschichten“.
Die Bitte geht an Alle: wenn ihr etwas habt aus über 100 königsblauen Jahren, etwas Wahres und/oder Interessantes über Schalke, das ihr teilen wollt, Erlebnisse die erinnernswert sind oder ganz einfach Schilderungen, wie es war, wie man sich Eintrittskarten besorgte, wo in der Glückaufkampfbahn, dem Parkstadion oder der Arena man „daheim“ war, wie man dahin kam und wie es da zuging, oder was auch immer vielleicht jemand, der Schalke nur vom Fernsehen oder aus der Zeitung kennt, nie oder niemals wirklich wissen kann – aber vielleicht sollte – schickt mir (matthias.berghoefer[at]web.de) einfach eure Texte, Dreizeiler oder halbe Romane und egal wie’s mit Rechtschreibung aussieht. Klar erkennbar muss sein, ob es sich um eine wahre Geschichte handelt oder um einen Prosatext, also einen konstruierten, erfundenen, der etwas Bestimmtes ausdrücken will in Bezug auf den FC Schalke 04.
Wichtig ist natürlich auch, dass ihr kein Problem damit habt, dass euer Text hier, und vielleicht auch irgendwann mal in einem Buch, veröffentlicht wird – natürlich unter eurem Namen, oder einem „Pseudonym“ falls euch das aus irgendeinem Grund lieber ist.
1904 Geschichten sind eine Menge Holz. Ich bin mal gespannt.

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