„Mach ma laut!“

“Seb“ war 2011 bei einer Lesung der “1904 Geschichten” anwesend und fand, da muss er mitmachen. (recht so!)

Einst im Mai…Schalke spielt, die eigene Mannschaft aber auch. Und das Spiel der Königsblauen, das letzte der Saison, da könnte doch das lang Ersehnte passieren…


Vorwort: Ich habe mir die erste Ausgabe von 1904 Geschichten gekauft und bereits durch gelesen und in vielen Geschichten ist zu lesen wie der jeweilige „Schreiber“ durch seinen Vater, Mutter, Opa oder ähnliches zum S04 gefunden hat. Nun bei mir ist das nicht so, sicherlich habe ich die Liebe zum Fußball durch meinen Vater „vererbt“ bekommen, der zu seiner besten Zeit auch recht erfolgreich war, jedoch konnte ich seine Sympathie für einen Club aus München nicht teilen (bevor ihr euch aufregt, es sind zum Glück die Löwen).

Zur Geschichte: Ich (Jahrgang 85) habe selber jahrelang aktiv Fußball gespielt und war dazu noch Trainer einer Jugendmannschaft. In der Saison 2000/2001 spielten die Blauen eine sensationelle Saison und bis zum letzten Spieltag lag sogar der Gewinn der Meisterschaft in Reichweite. Durch meine Tätigkeit als Jugendtrainer konnte ich leider nicht alle Spiele dieser Saison live verfolgen, aber für die Heimspiele hat es dann meist gerade noch gereicht. Es ging aufs Saisonende zu und im Jugendbereich standen „nur noch“ die letzten Spiele auf dem Programm als unser Jugendleiter auf mich zu kam und mir sagte das mein Team noch für ein Turnier gemeldet sei.

Datum: Der 19.Mai.

Das saß, ich wusste sofort, was das zu bedeuten hatte: Ich bin am letzten Spieltag nicht im Stadion und das, wo es eventuell um die Meisterschaft geht…Oahhhh…Das musste ich erstmal verdauen.

Die Wochen vergingen und nach weiteren guten (wie schlechten) Ergebnissen kam es tatsächlich zum Herzschlagfinale. Ohne mich. Am Morgen des 19. Mai begab ich mich mit meiner Mannschaft mit gemischten Gefühlen zum Turnier. Nach dem letzten Gruppenspiel ziehe ich Bilanz:
2:8 Tore.
0 Punkte.
Letzter.

JAAAAAAA!!! Wir sind raus!

Ich schaue auf die Uhr, wenn wir uns beeilen, reicht es zumindest für das heimische Radio. Ich sporne also die Jungs zu Höchstleistungen an und wir machen uns auf den Rückweg. Gegen 15:38h sitze ich in unserem Garten vorm Radio und was bekomme ich zu hören: 0:1 Unterhaching, das darf doch nicht wahr sein. 27. Minute 0:2 …ich könnte mich einbuddeln. Ich begebe mich zu meinem Nachbarn, der mit seiner Frau ebenfalls im Garten sitzt, das Radio läuft hier auch, jedoch nur im Hintergrund was mich bis zur 44. Minute auch nicht weiter stört, denn da verkürzt unser Club auf 1:2, um nur eine Minute später auszugleichen…

“Mach ma laut!“, schreie ich unseren Nachbarn schon fast an.

Immerhin 2:2 zur Pause, das Spiel geht von vorne los. Nach dem 2:3 knicke ich wieder kurz ein, bleibe aber recht optimistisch, dass da noch etwas drin sei, vor allem da aus Hamburg keinerlei Kunde kam, kein Tor der Bayern, ganz im Gegenteil der Kommentator erzählte wie stark und aufopferungsvoll die Hamburger kämpften…oh man…

Dann unser erneuter Ausgleich und nur eine Minute später sogar die Führung…Zunächst der Jubel über die Tore, aber dann, ein ganz komisches Gefühl macht sich in mir breit (geht da heute was?), das 5:3 vom Ebbe nehme ich nur noch beiläufig war, ich starre auf das Radio und scheine es zu hypnotisieren. Hamburg (denke ich), Hamburg…

“TOOOOOOR IN HAMBURG“

(im selben Moment schrecke ich auf – „na los, sag was!“, denke ich)
„BARBAREZ…SERGEJ BARBAREZ…“
ich springe aus dem Stuhl, knalle mit dem Kopf gegen die Überdachung und laufe los…wohin? Keine Ahnung, einfach planlos durch die Gegend und schreie meine Freude heraus…ich versuche meine Freunde, meinen Vater zu erreichen, vergeblich. Ich renne ins Haus und wieder raus…ach komm…wieder zum Nachbarn sage ich mir. Auf dem Weg dahin komme ich am Garten eines anderen Nachbarn vorbei, einem mit Hang zu den Roten. „JAAAAAAA“ schallt es aus seinem Wohnzimmer…
Ich sacke zusammen, falle auf die Knie, vergrabe meine Hände im Sandweg und die Tränen fangen an zu laufen…


„1904 Geschichten“.
Die Bitte geht an Alle: wenn ihr etwas habt aus über 100 königsblauen Jahren, etwas Wahres und/oder Interessantes über Schalke, das ihr teilen wollt, Erlebnisse die erinnernswert sind oder ganz einfach Schilderungen, wie es war, wie man sich Eintrittskarten besorgte, wo in der Glückaufkampfbahn, dem Parkstadion oder der Arena man „daheim“ war, wie man dahin kam und wie es da zuging, oder was auch immer vielleicht jemand, der Schalke nur vom Fernsehen oder aus der Zeitung kennt, nie oder niemals wirklich wissen kann – aber vielleicht sollte – schickt mir (matthias.berghoefer[at]web.de) einfach eure Texte, Dreizeiler oder halbe Romane und egal wie’s mit Rechtschreibung aussieht. Klar erkennbar muss sein, ob es sich um eine wahre Geschichte handelt oder um einen Prosatext, also einen konstruierten, erfundenen, der etwas Bestimmtes ausdrücken will in Bezug auf den FC Schalke 04.
Wichtig ist natürlich auch, dass ihr kein Problem damit habt, dass euer Text hier, und vielleicht auch irgendwann mal in einem Buch, veröffentlicht wird – natürlich unter eurem Namen, oder einem „Pseudonym“ falls euch das aus irgendeinem Grund lieber ist.
1904 Geschichten sind eine Menge Holz. Ich bin mal gespannt.

Eine Antwort zu “„Mach ma laut!“

  1. Löblich, dass Du an einem solchen Tag Deine Jugendmannschaft nicht im Stich gelassen hast! Ich selbst war auch Jugendtrainer – zu der Zeit allerdings noch nicht.
    Die restlichen Beschreibungen kann ich bestens nachempfinden, war ich doch mit meinem Vater seinerzeit Augenzeuge beim „letzten Spiel im Parkstadion“!

    Glückauf,
    Enatz

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