Gerd Zimmermann aus der Lübecker Kante ist Baujahr ´53, hat zahllose Länderspiele gesehen, reiste zu EM- und WM-Turnieren, und sein Vater schwärmte vom Schalker Kreisel – und nicht zuletzt deshalb dominiert halt doch irgendwann Blau.
Eine „kleine“ persönliche Schalke-Historie.
„Du,Linda! Jetzt bin ich Schalker!“
Diese Aussage meines damals achteinhalb jährigen Sohnes Lars gegenüber meiner Ehefrau Linda kommentierte ich mit dem Satz: “Jetzt haben wir ein Problem!“
Es war am 19.März im Jahre 1997; an einem Mittwochmorgen am Frühstückstisch bei Nutella und Brötchen und nach dem Einzug ins Halbfinale des UEFA-Cups vom Abend vorher (1:1 in Valencia), als dieser bedeutungsschwere Satz gesprochen wurde, den er naturgemäß gar nicht einordnen konnte.
Dass sich für Lars die Fußballhöhepunkte während dieser Zeit auf Besuche der Lübecker „Lohmühle“ bei Spielen des VfB Lübeck (seinerzeit noch einen Monat lang in der 2.Liga) beschränkten, war für einen achtjährigen Steppke ja so auch nicht ganz ohne….Daneben wurde in der E-Jugend des VfL Oldesloe gekickt. Im Tor, da man „als Torwart nicht so viel laufen muss“!
Daneben hatte er einen völlig fußballverrückten Vater (Bj. 1953), der neben seiner Liebe zum VfB Lübeck („seit ewigen Zeiten“), damals schon rund hundert Länderspiele mit diversen Welt- und Europameisterschaften auf dem Buckel hatte. Außerdem war es ziemlich sinnlos, sich gegen die Übermacht an HSV-Fans im Freundes- und Kumpelkreis völlig zur Wehr zu setzen… Hinzu kam, dass die achtziger Jahre beim HSV unter dem Gespann Happel/Netzer in Deutschland den besten Fußball brachten und man nicht unbedingt Modefan zu sein brauchte, um das, was im Volksparkstadion ablief, gut zu finden. Zudem, wenn der beste Freund glühender Anhänger der Rothosen war und die einfache Entfernung zu den Heimspielen 40 km betrug……
Aber schon zu dieser Zeit gab es immer wieder Abstecher zum S04. Meistens bei Auswärtsspielen in Hamburg, Bremen oder Hannover. Aber auch immer mal wieder nach GE. Hierbei muss erwähnt werden, dass mir mein Vater (Bj.1925), der 1986 leider viel zu früh verstarb, immer wieder vom Schalker Kreisel vorschwärmte, ich aber als etwa Zehnjähriger natürlich entgegnete, dass die „gegen den HSV sowieso keine Chance haben“. Der entscheidende Wandel kam Anfang der siebziger Jahre, als ich noch einige Spiele in der Glückauf-Kampfbahn mitbekam, da ich zu Ausbildungszwecken in der verbotenen Stadt weilte und u.a. das Pokalhalbfinale S04 – Köln 6:5 i.E. und das entscheidende Spiel (und letzte Punktspiel in der Glückauf-Kampfbahn überhaupt) S04 – Hamburger SV 2:0 um den Klassenerhalt am 9. Juni 1973! Was sich danach u.a. in den Kneipen in GE abspielte, hat in mir ein Feuer entzündet, das bis heute nicht verloschen ist.
Und gerade deswegen habe ich meinem Sohn Lars zum damaligen Zeitpunkt nichts oder kaum etwas über meine (stille, meist verborgene ) Liebe zum FC Schalke 04 erzählt. Ich wollte partout nicht, dass Lars ein sogenannter „Papa-Fan“ wird!
Und nun kam also das Frühjahr 1997 und der UEFA-Cup-Siegeszug des S04 und Lars durfte die Spiele im TV sehen, da er (welch eine glückliche Fügung) mittwochs immer erst zur vierten Stunde in die Schule musste, denn als Achtjähriger hatte er natürlich normalerweise spätabends nichts vor der Glotze verloren, auch wenn die Anstoßzeiten noch nicht ganz so idiotisch wie heute waren.
Die Entscheidung „Jetzt bin ich Schalker!“ verdient im Nachherein um so mehr Respekt, als zu dieser Zeit fast alle Kinder und Jugendlichen beim Training mit B.M.-Trikots, Biene-Maja-Hemdchen oder HSV-Shirts herumliefen. Verschwiegen werden soll an dieser Stelle auch nicht, dass durchaus auch eine gewisse Sympathie für die Schwarz-Gelben vorhanden war (bei uns Beiden!). Dies` hat sich im Laufe der Jahre aber zum Glück in eine schwere Allergie gegen diese Farben gewandelt ….
Wie hat sich nun das „Schalke-Leben“ des inzwischen Dreiundzwanzigjährigen entwickelt?
Hier die wichtigsten Daten (Stand 14.03.12):
181 Schalke – Spiele (136 Heim / 45 Auswärts – 90 Siege, 45 Remis, 46 Niederlagen, 311:193 Tore)
1.Schalke-Spiel am 11.04.98 im Parkstadion 3:4 gegen VfB Stuttgart
1.Auswärtsspiel am 24.10.98 in Rostock (2:2)
100. Spiel am 2.3.07 gegen Hamburg (0:2) in der Arena
10 Jahre Schalke-Spiele am 12.04.2008 beim 1:5 in Bremen (Slomka wurde danach entlassen)
DFB-Pokalsiege 2001, 2002 und 2011 und Finalniederlage 2005. Jeweils die Fahne dabei, die beim 5:1-Pokalsieg 1972 in Hannover gegen Kaiserslautern von mir käuflich erworben wurde und die heute den Fahnenmast bei uns im Garten ziert.
Es wurden inzwischen allein rund 115.000 km zu den Heimspielen zurückgelegt. Davon dreimal die Tour von Bad Oldesloe nach GE zu Heimspielen mit dem Fahrrad in 2003, 2005 und 2009. Das waren mit die schönsten Erlebnisse, wenn man nach rund 440 km mit dem Rad (an drei bzw. zwei Tagen) völlig fertig in GE ankam und sich wie zu Hause fühlt.
Das alles wäre in dieser Form nicht möglich gewesen, wenn wir nicht seit 2003 Dauerkarten in der Nordkurve unser eigen nennen können (auch durch die Hilfe von Rudi Assauer!). Ich hoffe, dass wir noch oft zusammen auf Schalke sein werden, auch wenn es mir bewusst ist, dass es schon aus biologischen Gründen weniger werden wird…
„Alles hat seine Zeit“ ist ein Lebensmotto von mir – Nur der FC Schalke 04 ist hoffentlich noch sehr lange zeitlos!
Glückauf !
„1904 Geschichten“.
Die Bitte geht an Alle: wenn ihr etwas habt aus über 100 königsblauen Jahren, etwas Wahres und/oder Interessantes über Schalke, das ihr teilen wollt, Erlebnisse die erinnernswert sind oder ganz einfach Schilderungen, wie es war, wie man sich Eintrittskarten besorgte, wo in der Glückaufkampfbahn, dem Parkstadion oder der Arena man „daheim“ war, wie man dahin kam und wie es da zuging, oder was auch immer vielleicht jemand, der Schalke nur vom Fernsehen oder aus der Zeitung kennt, nie oder niemals wirklich wissen kann – aber vielleicht sollte – schickt mir (matthias.berghoefer[at]web.de) einfach eure Texte, Dreizeiler oder halbe Romane und egal wie’s mit Rechtschreibung aussieht. Klar erkennbar muss sein, ob es sich um eine wahre Geschichte handelt oder um einen Prosatext, also einen konstruierten, erfundenen, der etwas Bestimmtes ausdrücken will in Bezug auf den FC Schalke 04.
Wichtig ist natürlich auch, dass ihr kein Problem damit habt, dass euer Text hier, und vielleicht auch irgendwann mal in einem Buch, veröffentlicht wird – natürlich unter eurem Namen, oder einem „Pseudonym“ falls euch das aus irgendeinem Grund lieber ist.
1904 Geschichten sind eine Menge Holz. Ich bin mal gespannt.
Einfach nur schön
Tolle Geschichte!
🙂
Eine schöne Geschichte, die mich anrührt.
Datt iss mein Schalke!!
Herrliche Geschichte, weiter so!
Glückauf,
Enatz