Thorsten Bonifer ist Vorsitzender des 2007 gegründeten Fanclubs „Schalke-Union“, dem vielleicht ersten politischen Fußballfanclub Deutschlands. Aus einer Schnapsidee entstanden, organisiert der Fanclub Schalke-Union mittlerweile knapp 100 bekennende Schalke- und CDU-Mitglieder. Bonifer ist verheiratet und wohnt in Seligenstadt. Seine Brötchen verdient er als Kundenmanager bei einer Bank in Frankfurt.
Das ChampionsLeague-Rückspiel in Porto steht an, irgendwo in Europa wird an Flughäfen gestreikt, und Thorsten will am Spieltag abheben, um beim Einzug ins Viertelfinale dabei zu sein…
Am Rande des Freundschaftsspiels Viktoria Aschaffenburg – FC Schalke 04 am 07. Juli 2007 gründete sich der wohl politischste Fußball-Fanclub der Welt. Der Fanclub Schalke-Union vereint und organisiert alle, die gleichermaßen bekennende Anhänger des geilsten Club der Welt und der Union (CDU, CSU, JU, etc.) sind. Das auf den ersten Blick etwas außergewöhnliche Vorhaben entsprang im wahrsten Sinne des Wortes einer „Schnapsidee“, als der damals noch unbekannte Recklinhäuser Philipp Mißfelder – heute Bundesvorsitzender der Jungen Union und außenpolitischer Sprecher der CDU/CSU Bundestagsfraktion – und ich vor einigen Jahren zufällig an einer Theke zusammentrafen. Nach der Gründung mit 17 christdemokratischen Schalkern aus ganz Deutschland zählt das schwarz-königsblaue Netzwerk mittlerweile bereits knapp 100 Mitglieder – Tendenz steigend und ich darf seit nunmehr vier Jahren auch den Vorturner im Fanclub geben 😉
Meine Leidenschaft für den FC Schalke 04 entwickelte sich in der Saison des sensationellen UEFA-Cup Sieges, es dauerte allerdings weitere vier Jahre bis ich mein erstes Schalker Spiel live erleben durfte. Mit riesiger Vorfreude auf das erste Champions League Spiel des FC Schalke überhaupt, habe ich mich am 11. September 2001 auf den Weg in die Arena gemacht, um noch während der Fahrt von den schrecklichen Anschlägen in den USA zu erfahren. Vor diesem Hintergrund und ohne Rahmenprogramm und mit der 0:2 Niederlage gegen Panathinaikos Athen bleibt das Spiel wohl ewig in Erinnerung. Überhaupt scheine ich chaotische Spiele bei meinen Premieren irgendwie anzuziehen. Mein erstes Auswärtsspiel mit den Blauen war das Pokalspiel am 22. September 2004 in Kaiserslautern. 3:3 nach 90 Minuten, 4:4 nach Verlängerung, 7:8 nach Elfmeterschießen. Noch chaotischer war allerdings die erste Auslandsreise, von der ich Euch gerne ausführlicher berichten möchte:
Unser Flieger sollte am 5. März 2008 um 9.45 Uhr von Frankfurt nach Porto gehen. Der scheiß Streik des Bodenpersonals wollte es so, dass wir erst um kurz nach 10, nach über zwei Stunden in der Schlange, durch den Sicherheitscheck kamen. Dann spurt Richtung Gate, vielleicht ist der Flieger ja verspätet. Auf dem Weg zum Gate an einem Lufthansa Transfer Schalter (Umbuchungsschalter) einen LH-Mitarbeiter gefragt, ob die Maschine noch da ist. Der: „Nein, stellt euch hier an, um umzubuchen“. Also wir in die nächste Schlange, nach zehn Minuten am Schalter gewesen. Die nette Dame schaute uns ungläubig an und sagte, dass die Maschine Verspätung hat und noch da steht. Anruf beim Gate: Schleusen gerade geschlossen, keine Chance mehr noch mitzukommen. Im Geiste habe ich den LH-Typen, der uns in die Schlange geschickt hat, mit BXB-Trikot in der Nordkurve festgebunden. Naja, hilft ja alles nix. Also umgebucht auf Frankfurt – Barcelona und Barcelona – Porto.
Beim Warten haben wir dann vier Schalker aus´m Pott kennengelernt, die das gleiche Schicksal erleiden mussten. Den Rest des Tages waren wir dann zusammen unterwegs. Wie´s an so einem Seuchentag nicht anders sein konnte, hatte der Flieger nach Barcelona dann über 60 Minuten Verspätung. Bei einer Umsteigezeit von 45 Minuten nicht ganz glücklich. Im Flieger haben wir eine Flugbegleiterin dann auf unsere Problematik angesprochen Die war ganz nett und verständnisvoll und wollte sich darum kümmern. Dem Piloten hat sie unsere Flugdaten dann irgendwann nach vorne gegeben um uns kurz darauf mitzuteilen, dass er bereits im Landeanflug wäre und keine Zeit mehr zum Funken hätte. Wir sollten uns beim Ausstieg an den erstbesten Schalter wenden.
Wir also direkt am Gate eine LH-Mitarbeiterin angehauen, die hatte aber keine Info über den Porto-Flug und hat uns zu den Abflugzeiten-Monitoren geschickt. Da stand der Flieger schon nicht mehr drauf. Also wieder zum Transfer-Schalter. Die Dame dort sagte uns, dass dieser Flieger auch Verspätung hatte und wir ihn bekommen hätten, wenn wir direkt zum Gate gesprintet wären. Da das aber auf der Bordkarte noch nicht drauf stand und diese überaus kompetente Person am Gate nicht ihren besten Tag hatte, sollte es halt wieder so sein, dass uns ein Flieger direkt vor der Nase weggeflogen ist. Ihr glaubt gar nicht wie dick so ein Hals werden kann!!!
Also noch einmal versuchen umzubuchen. Erste Info: Ihr könnt auf einen Flug, der um 21 Uhr irgendwas in Porto ist (Anpfiff in Porto war wegen Zeitverschiebung bereits um 19.45 Uhr). Dass uns in diesem Moment alles aus dem Gesicht gefallen ist hat sie wohl gemerkt und schnell noch eine Umsteigeverbindung über Madrid aus dem Hut gezaubert. Dieser Flieger sollte allerdings auch erst um 19.50 Uhr in Porto landen. Wir waren drauf und dran alles abzublasen und wieder heimzufliegen Nach kurzer Diskussion dachten wir egal, Hauptsache hin. Wenn´s Verlängerung und Elfmeterschießen gibt, ärgern wir uns blau-weiß, dass wir´s nicht versucht haben.
Also nochmal umbuchen auf Barcelona – Madrid und Madrid – Porto. Wenigstens waren die beiden Flüge in der Economy voll und wir durften zweimal Business Class fliegen. Ein geiles Schauspiel bei sechs verkleideten Schalkern 😉
Pünktlich um 19.50 Uhr landete die Kiste dann in Porto. Wir raus aus´m Flughafen und ab ins Taxi. Der Fahrer hatte wohl Mitleid mit uns und gab ordentlich Gas. Im Stadion waren wir dann in der 43. Minute. Wie ich hörte, hatten wir in der ersten Halbzeit nichts verpasst und sollten ja doch noch 90 Minuten zu sehen bekommen 🙂
Nach dem Spiel wieder mit unseren vier Verbündeten getroffen und ab in die Altstadt. Vor lauter Frust über die missglückte Anreise hatte ich bereits am Madrider Flughafen die Fastenzeit beendet (geplant war kein Alkohol bis Ostern) und nachts noch ordentlich nachgelegt 🙂 Gegen drei Uhr sind wir dann mit dem Taxi wieder zum Flughafen und haben dort noch zwei Stunden auf einer Bank gepennt.
Am Gate stand dann einsam und verlassen Matthias Sammer. Den haben wir angequatscht und uns lange übers Spiel und Gott und die Schalke-Welt unterhalten. Der hat mich ehrlich gesagt ziemlich überrascht, ist ein ganz umgänglicher Typ und gar nicht so arrogant wie er gelegentlich rüberkommt. Außerdem waren noch die Schiris an Board. Aber naja, wir haben ja gewonnen…
Der Rückflug war dann total unaufgeregt. Alles lief total problemlos und pünktlich. War richtig langweilig 😉
„1904 Geschichten“.
Die Bitte geht an Alle: wenn ihr etwas habt aus über 100 königsblauen Jahren, etwas Wahres und/oder Interessantes über Schalke, das ihr teilen wollt, Erlebnisse die erinnernswert sind oder ganz einfach Schilderungen, wie es war, wie man sich Eintrittskarten besorgte, wo in der Glückaufkampfbahn, dem Parkstadion oder der Arena man „daheim“ war, wie man dahin kam und wie es da zuging, oder was auch immer vielleicht jemand, der Schalke nur vom Fernsehen oder aus der Zeitung kennt, nie oder niemals wirklich wissen kann – aber vielleicht sollte – schickt mir (matthias.berghoefer[at]web.de) einfach eure Texte, Dreizeiler oder halbe Romane und egal wie’s mit Rechtschreibung aussieht. Klar erkennbar muss sein, ob es sich um eine wahre Geschichte handelt oder um einen Prosatext, also einen konstruierten, erfundenen, der etwas Bestimmtes ausdrücken will in Bezug auf den FC Schalke 04.
Wichtig ist natürlich auch, dass ihr kein Problem damit habt, dass euer Text hier, und vielleicht auch irgendwann mal in einem Buch, veröffentlicht wird – natürlich unter eurem Namen, oder einem „Pseudonym“ falls euch das aus irgendeinem Grund lieber ist.
1904 Geschichten sind eine Menge Holz. Ich bin mal gespannt.
Schalke- Union? Au weia! CDU passt zu Schalke wie die Deutsche Bank zur Zeche Hugo. Anders ausgedrückt: die ansonsten interessante Geschichte hätte keine parteipolitische Coleur benötigt.
Also ich denke, dass die Union unter den Schalke-Fans ganz ordentlich vertreten ist – und damit sind nicht die „Eisernen“ von Union Berlin gemeint.
Schalke setzt sich über Grenzen hinweg, da spielt Parteizugehörigkeit eine untergeordnete Rolle.
Wie auch immer – die Verlängerung, das Elfmeterschießen und vor allem den Sieg habt ihr euch nach DER Anreise redlich verdient!!!
Glückauf,
Enatz