Thomas Schönebeck wollte einst vor über drei Jahrzehnten Fan werden von einem Club, der am Wochenende siegte, verliebte sich aber in den, der verlor. War 1978 das erst mal im Parkstadion und verpasst kaum mal ein Spiel.
Im November 1986 tritt Schalke bei einem „Angstgegner“ an, und Thomas muss unbedingt dabei sein.
1986. Waldstadion Frankfurt. Schalke ist zu Gast. Das erste Spiel, das einfach mal so spontan besucht wurde.
Ich fing am Vorabend schon gegen 22:30 Uhr an mit meinen Versuchen, jemanden zu bereden, der mit nach Frankfurt fahren würde. Dieses war anfangs jedoch nicht so einfach. Wir wollten eigentlich noch nicht ins Bett, es war eine lange Strecke, das Auto alt und das Geld knapp UND ganz besonders: Schalke hatte in Frankfurt noch nie gewonnen.
Egal, ich wollte unbedingt dorthin und gegen Mitternacht war es so weit und Seipi sagte zu. Der ein oder andere, der auch noch mitwollte, war am nächsten Morgen natürlich so krank, das er alle Versprechung vergessen hatte, und so ging es für uns beide alleine los.
Hauptsache das Auto hält bis Frankfurt, das war unsere einzige Befürchtung; zurück war egal, bis Montag Morgen würden wir es schon irgendwie schaffen. Aber Seipi sein Ascona gab überhaupt keinen Anlass zu Besorgnis, ohne Probleme ging Wunsch eins in Erfüllung und wir waren schon gegen 13:30 Uhr da.
Wunsch zwei, nun hier nicht zu verlieren, hielt uns ganze 86 Minuten am hoffen und zittern, bis unser Olaf an der Mittellinie an den Ball kam. Mit einem Super-Solo ging er über die ganze Hälfte und netzte das Leder zum umjubelten 1:0 für uns ein. Es war einfach einer der Momente, eines der Tore, das man auch nach 200 anderen Schalke-Live-Spielen nicht vergisst. Noch heute weiß ich, wie lange 04 Minuten (+ Nachholspielzeit) sein können. Sollte das Unmögliche wahr werden und wir den ersten Bundesliga-Sieg in Frankfurt wirklich live miterleben?
Er wurde wahr und mit einer super Laune ging es in Richtung Heimat. Dass ich eigentlich um 20 Uhr zur Sparfach-Leerung – ich war Kassierer – wieder in unserer damaligen Stammkneipe hätte sein sollen war unerheblich. Erst gegen 21 Uhr war unsere Kirchturmspitze wieder zu sehen und Seipi drückte noch immer aufs Pedal um nicht zu sehr verspätet zur Leerung zu kommen. Leider vergaß er, dass bei der Ortseinfahrt die Fahrbahndecke saniert wurde und ballerte mit ca. 80 km/h in die Baustelle und auf den ca. 15 cm tiefer liegenden Schotter.
Spätestens nun, dachten wir, hätte er seinen Wagen „gefrittet“. Doch nach genaueren Tests und Anschauungen konnten wir erleichtert feststellen, dass auch die Fahrt genauso erfolgreich endete wie der Schalker Auftritt an jenem Samstag.
Frankfurt, Waldstadion
29.11.1986 BL, 16. Spieltag
Eintracht Frankfurt – FC Schalke 04 0:1 (0:0)
Macak – Hannes, Kruse, Kleppinger, Roth, Bistram, Patzke, Thon, Jakobs,
Wegmann (46. Opitz), K. Täuber
0:1 Thon (86.)
Zuschauer: 14.000
„1904 Geschichten“.
Die Bitte geht an Alle: wenn ihr etwas habt aus über 100 königsblauen Jahren, etwas Wahres und/oder Interessantes über Schalke, das ihr teilen wollt, Erlebnisse die erinnernswert sind oder ganz einfach Schilderungen, wie es war, wie man sich Eintrittskarten besorgte, wo in der Glückaufkampfbahn, dem Parkstadion oder der Arena man „daheim“ war, wie man dahin kam und wie es da zuging, oder was auch immer vielleicht jemand, der Schalke nur vom Fernsehen oder aus der Zeitung kennt, nie oder niemals wirklich wissen kann – aber vielleicht sollte – schickt mir (matthias.berghoefer[at]web.de) einfach eure Texte, Dreizeiler oder halbe Romane und egal wie’s mit Rechtschreibung aussieht. Klar erkennbar muss sein, ob es sich um eine wahre Geschichte handelt oder um einen Prosatext, also einen konstruierten, erfundenen, der etwas Bestimmtes ausdrücken will in Bezug auf den FC Schalke 04.
Wichtig ist natürlich auch, dass ihr kein Problem damit habt, dass euer Text hier, und vielleicht auch irgendwann mal in einem Buch, veröffentlicht wird – natürlich unter eurem Namen, oder einem „Pseudonym“ falls euch das aus irgendeinem Grund lieber ist.
1904 Geschichten sind eine Menge Holz. Ich bin mal gespannt.
…was ne Mannschaft!
Das war damals auch mein erstes Bundesliga-Livespiel. Ich war seinerzeit in Offenbach beschäftigt und hatte von daher keine weite Anfahrt, allerdings auch keine Ahnung davon, dass es sowas wie Fan-Blöcke gab. Ich also ganz unbedarft an die Tageskasse und mir ne Karte gekauft, ohne darauf zu achten, dass es der Eintracht-Block war. Erst im Laufe des Spiels wurde mir das immer klarer. Gottseidank gab es bei mir, außer einem blau-weißen Schal, keine äußeren Anzeichen, dass ich nicht in diesen Block gehören würde. Ich konnte das ganze dann auch die 86 MInuten gut verbergen, incl Schal. Als aber dann Olaf der Siegtreffer gelang, hielt es mich natürlich nicht mehr so ganz ruhig. Ich jubelte ganz unverhohlen bis ich realisierte, wo ich eigentlich war. Ich blickte mich um und sah in eine Menge, teilweise enttäuschter, teilweise wütender Würstchengesichter. Ich glaube, das war das erste und einzige Mal, dass ich ein Spiel schon vor Abpfiff verlies. Es wäre sicher nicht gut für meine Gesundheit gewesen, wenn ich den Sieg dort noch länger ausgekostet hätte.