Bescherung

Dennis Pohl stellt sich vielleicht später vor, jetzt erzählt er erst einmal “von früher”.

Eine Begegnung mit dem „Schalker Weihnachtsmann“…


Ich fange mal klein an, als mein Vater mich mit 6 Jahren mitnahm zur Glück-Auf Kampfbahn, wusste ich noch nicht, was auf mich zukommen sollte. Das war 1988.

Es war mitten in der Woche und Fußball interessierte mich zu der Zeit recht wenig. An der GAK angekommen standen wir am alten Ascheplatz und ich wunderte mich ein wenig darüber, dass mein Vater ne Tasche dabei hatte. Wollte er jetzt Turnen oder Fußball spielen? Fragte ich mich jedenfalls. Dann fragte er mich, ob ich nicht Lust hätte, mal ein Training bei Schalke mit zu machen. Nun ja, mich interessierte wie gesagt Fußball gar nicht, aber ich sagte „ja, ok, ich mach da mal mit.“

Um es etwas kürzer zu machen: Mir gefiel das Training sehr und mein Vater meldete mich direkt danach in der Jugendabteilung an, was heutzutage gar nicht mehr möglich wäre. Seinen Kleinen mal eben bei Schalke an zu melden, denke mal, dass es heute zu viel Nachfrage nach freien Plätzen für die Kids gibt. Für mich war es auch nix besonderes für Schalke spielen zu dürfen, bin ja in Schalke geboren, wo sollte ich also sonst spielen – irgendwo in Buer? nääähh 🙂

Nun ja, einige Monate später, es war Dezember, gab es die erste Weihnachtsfeier. Irgendwo in einem Lokal in der Gelsenkirchener Innenstadt, wo genau, das weiß ich heute leider nicht mehr. Ich mit meinem Vater hin, die ganze F Jugend versammelt im Gesellschaftsraum des Lokals.

Da geht die Tür auf und der Weihnachtsmann bzw Nikolaus kommt rein, im Alter von 6 Jahren hat man aber noch gehörig Respekt vor dem Mann in Rot und so war es auch bei meinen Mannschaftskameraden. Alles war still.

Aber der Mann in Rot fing sofort an zu lachen und ging seine Runde um die Tafel und fragte nicht, ob wir brav waren, wie es sonst üblich ist, nein er fragte, wer gut gespielt hat und wer auch immer zum Training kommt und ähnliche Dinge. Alles in allem ein sehr gutmütiger Nikolaus, dann packte er die Geschenke aus. Für jeden gabs was Süßes, ein Schalke Handtuch und einen Trainingsanzug.

Später zog er sich dann den Bart vom Gesicht und die Väter und Mütter staunten nicht schlecht als sie sahen, wer der nette Nikolaus war: Es war unser Charly, Charly Neumann, welchen wir Kinder nicht kannten zu der Zeit, aber dennoch sofort mochten.

Später hatte ich nur noch einmal die Ehre, Charly persönlich zu begegnen. Das war im Jahr 1996, der Anlass war weniger lustig. Ich war inzwischen Vollblut-Schalker und schwänzte mit 14 Jahren die Schule, um auf Stan Libudas Beerdigung zu gehen, diesem Spieler, den ich nie live hatte spielen sehen dürfen, aber von dem ich soviel gehört hatte.

Am Ende des Begräbnisses machte sich die Trauergemeinde auf den Weg nach Hause oder zum Leichenschmaus, und als ich neben mir Charly samt S04-Flagge in der Hand bemerkte, fragte ich ihn ganz neugierig, was den jetzt noch geplant wäre. Er sagte, dass viele der Leute jetzt noch zu den Zoo-Terrassen (welche ja Charly bewirtete) zum Leichenschmaus gehen würden und er lud mich freundlich ein, mit zu kommen, was ich natürlich tat!

Leider hatte ich nur diese beiden Male das Vergnügen, Charly persönlich zu sprechen bzw zu erleben, aber diese beiden Begegnungen werde ich aufgrund seiner Liebenswürdigkeit niemals vergessen.

Glück Auf Charly!


„1904 Geschichten“.
Die Bitte geht an Alle: wenn ihr etwas habt aus über 100 königsblauen Jahren, etwas Wahres über Schalke, das ihr teilen wollt, Erlebnisse die erinnernswert sind oder ganz einfach Schilderungen, wie es war, wie man sich Eintrittskarten besorgte, wo in der Glückaufkampfbahn, dem Parkstadion oder der Arena man „daheim“ war, wie man dahin kam und wie es da zuging, oder was auch immer vielleicht jemand, der Schalke nur vom Fernsehen oder aus der Zeitung kennt, nie oder niemals wirklich wissen kann – aber vielleicht sollte – schickt mir (matthias.berghoefer[at]web.de) einfach eure Texte, Dreizeiler oder halbe Romane und egal wie’s mit Rechtschreibung aussieht. Hauptsache das, was ihr erzählt, ist wirklich wahr, man erkennt um welches Jahr es geht (wenigstens ungefähr) und ihr habt kein Problem damit, dass es hier, und vielleicht auch irgendwann mal in einem Buch, veröffentlicht wird – natürlich unter eurem Namen, oder einem „Pseudonym“ falls euch das aus irgendeinem Grund lieber ist.
1904 Geschichten sind eine Menge Holz. Ich bin mal gespannt.

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