Uwe Steinbach war beim hier beschriebenen Spiel zum ersten Mal im Stadion, ist seitdem Schalker und fährt zu Heim- und Auswärtsspielen. Zum eigenen Bedauern aber leider nicht regelmäßig.
Heute schreibt Uwe Steinbach über ein denkwürdiges 5:5 im Parkstadion.
Im Spätsommer 1973 bin ich als Schüler mit meinen Eltern aus dem beschaulichen Schwarzwald nach Buer gezogen. Fußball interessierte mich schon damals und als gebürtiger Bayer stand ich total auf den FC Bayern mit Beckenbauer, Müller und dem Maier Sepp.
Schon nach zwei Wochen in Buer luden mich meine neuen Schulkameraden ein, sie zum Knallerspiel im neuen Parkstadion zu begleiten: S04 gegen die Bayern. Nie zuvor war ich in einem Fußballstadion, kannte Bundesliga nur aus der Glotze. Ich dachte mir auch nichts dabei, mein nagelneues Asterix-T-shirt anzuziehen, das mir mein Vater von einer Reise mitgebracht hatte. Es war ein schönes weißes Baumwoll-Shirt mit roten Ärmeln. Auf dem Weg ins Stadion hoffte ich natürlich auf ein gutes Spiel meiner Bayern.
Von meinen Kameraden erhielt ich dann den Hinweis, während des Spiels in der Nordkurve, doch bitte meinen Mund zu halten: „… wenn die mitkriegen, dass Du nen Süddeutschen bist, kann’s was auf dat Fresspaket geben!“ – und in der Kurve wurde ich natürlich ständig auf meine disqualifizierende Kleidung angesprochen, aber das nur zu den Randerscheinungen.
Schalke ging klar in Führung, die Meineidsünder waren noch nicht zurück, aber es gab ja die Kremers Zwillinge. In der Pause waren wir auf die Tribüne geklettert und ich konnte die gigantische Atmosphäre der Nordkurve auf mich wirken lassen. Immer wieder warfen die Fans die Arme nach vorne, begleitet von dem langgezogenen Ruf …
„Schaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaalke!“
Nach dem Spiel, das übrigens 5:5 endete, war für mich klar, ich will Teil dieser starken Gemeinschaft werden. So wurde ich zum ersten und letzten Mal fahnenflüchtig. Schon in der Woche darauf versorgte ich mich mit den nötigen Fanutensilien Kappe, Tröte und Fahne und erklärte meinen Eltern feierlich, dass ich von nun an nur noch den FC SCHALKE 04 anfeuern werde.
Welch große Leidensgeschichte sich mit dieser Entscheidung verband, denkt man nur an die Abstiege in den 80ern, die Fastpleite, die Berger und Assauer abgewendet hatten, und die unglückselige Meisterschaft der Herzen 2001, war mir wohl nicht bewusst. Aber heute wie damals, bekomme ich Gänsehaut, wenn ich in der Nordkurve stehe und mit Tausenden Gleichgesinnten unseren königsblauen S04 anfeure. Für nichts auf der Welt möchte ich Fan einer anderen Mannschaft sein.
„1904 Geschichten“.
Die Bitte geht an Alle: wenn ihr etwas habt aus über 100 königsblauen Jahren, etwas Wahres über Schalke, das ihr teilen wollt, Erlebnisse die erinnernswert sind oder ganz einfach Schilderungen, wie es war, wie man sich Eintrittskarten besorgte, wo in der Glückaufkampfbahn, dem Parkstadion oder der Arena man „daheim“ war, wie man dahin kam und wie es da zuging, oder was auch immer vielleicht jemand, der Schalke nur vom Fernsehen oder aus der Zeitung kennt, nie oder niemals wirklich wissen kann – aber vielleicht sollte – schickt mir (matthias.berghoefer[at]web.de) einfach eure Texte, Dreizeiler oder halbe Romane und egal wie’s mit Rechtschreibung aussieht. Hauptsache das, was ihr erzählt, ist wirklich wahr, man erkennt um welches Jahr es geht (wenigstens ungefähr) und ihr habt kein Problem damit, dass es hier, und vielleicht auch irgendwann mal in einem Buch, veröffentlicht wird – natürlich unter eurem Namen, oder einem „Pseudonym“ falls euch das aus irgendeinem Grund lieber ist.
1904 Geschichten sind eine Menge Holz. Ich bin mal gespannt.